Letztens las ich, dass wir früher in Deutschland überwiegend regionale Arbeitsmärkte hatten und heute die Arbeitsuchenden auf Grund des Internets und der besseren Infrastruktur überregional suchen. Als langjähriger Leiter eines Bewerbungszentrums kann ich darüber nur laut lachen. Sicherlich ist die Infrastruktur im Laufe der Jahre besser geworden. Das veranlasst Stellensuchende aber sicherlich nicht sich einen Job als Lagerarbeiter im 120 km entfernten Örtchen zu suchen. Da gibt er für reine Benzinkosten mehr Geld als als er im Job verdienen kann. An der geschickten Auswahl dieses Beispiels sehen Sie wahrscheinlich schon: Es kommt darauf an.

Die Mehrzahl der Stellensuchenden wird sicherlich immer noch eine regionale Stelle suchen. Auch wenn dafür das Internet sehr praktisch ist wird man doch geschickterweise neben der Tätigkeit seine Postleitzahl angeben. Glauben Sie mir, selbst als leitender Angestellte mit entsprechendem Gehalt hat man nicht lange Spaß an einer Tätigkeit, bei der man jeden Morgen eine Stunde Fahrzeit bzw. Wartezeit im Stau einplanen muss.

Mit meinen obigen Ausführungen habe ich praktisch 99 % der Arbeitsuchenden abgedeckt. Es gibt aber auch Ausnahmen, die ich Ihnen hier nicht verheimlichen will. Zum Beispiel Studienabgänger die Ihre erste Anstellung suchen. Das ist zum Beispiel so ein Fall, bei dem ich jedem raten würde sich bundesweit zu bewerben. Gerade bei den jungen Akademikern ist es leider oftmals so, dass sich nur regional beworben wird. Die Zeiten sind tatsächlich vorbei. Die besten Jobs bekommt man als Akademiker in den Ballungsgebieten (Berlin, Frankfurt, München, usw.) oder bei großen Firmen. Und da muss man dann einfach mal damit fertig werden, dass man als Berufsanfänger das gewohnte Umfeld und das Hotel Mama verlassen muss. Aber das gehört ja auch zum Erwachsen werden, dass man sich abnabelt und seine eigenen Erfahrungen macht.

In einem, der im ersten Satz erwähnten Artikel las ich sogar als Tipp, man solle sich an den größten und seriösesten Betreiber einer Jobbörse wenden. Gemeint war die Bundesagentur für Arbeit. Auch über diesen Ratschlag musste ich doch herzhaft lachen. Jeder der sich etwas näher mit den Jobangeboten der Agentur beschäftigt wird sehr schnell feststellen, dass dort leider sehr viele schröddelige Stellenangebote zu finden sind. Unter „schröddelig“ verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht nur Zeitarbeitsfirmen, die Ihren Datenbank mit Bewerbern aufstocken möchten. Auffallend sind auch zig Stellenangebote von ein und der selben Firma. Das ein Unternehmen von jetzt auf gleich 20 verschiedene Stellenangebote bei der Agentur veröffentlicht, sollte bei jedem Arbeitssuchenden die Alarmglocken klingen lassen. So etwas kann nicht stimmen, da ist irgendetwas faul. Interessant finde ich auch, dass es gerade in letzter Zeit Mode geworden ist, selbstständige Tätigkeiten in die offenen Stellen zu verstecken. Das es sich nicht um reguläre Stellenangebote handelt, merkt der Stellensuchende leider erst viel später. Was ich damals im Bewerbungszentrum an gefakten Stellenangeboten bei der Agentur entdeckt habe geht auf keine Kuhhaut.

Solche Stellenangebote sind im Grunde nur dafür gut den übereifrigen und betriebsblinden Sachbearbeiter der Agentur zufrieden zu stellen. Den bei der Agentur ist es leider immer noch so, dass der Bewerber mit vielen Bewerbungsaktivitäten gerne gesehen wird. Bei der Agentur hat man leider den Eindruck, als wenn 100 sinnlose Bewerbungen besser sind als eine, die zum Erfolg führt. Daran merkt man sehr deutlich, dass die meisten der Angestellten der Agentur für Arbeit noch nie in der freien Wirtschaft tätig waren. Mit selbständigen Arbeitssuchenden sind die Mitarbeiter der Agenturen vollkommen überfordert. Die beschäftigen sich lieber mit dem Tagesgeschäft und machen ungelernten bzw. wenig qualifizierten Arbeitslosen druck. Das ist zwar bei vielen Arbeitslosen notwendig, aber im Grunde auch kontraproduktiv. Denn durch Druck erhöht man nicht die Qualifikation der Arbeitslosen.
Im Grunde stimmt der Spruch: Wir haben in Deutschland so viele Geringqualifizierte, so viele Hilfsarbeiter braucht kein Land. Und da wären wir bei der desolaten Schulpolitik.