Immer wieder höre und lese ich von Hundehaltern, die Probleme mit Ihrem verfressenen Hund haben. Der Grundtenor ist meist der, dass der ansonsten liebe Hund niemanden an sich ran lässt, wenn er etwas zu fressen hat. Manch ein Hund ist prinzipiell aggressiv, wenn er etwas zu fressen hat, andere Hunde knurren und schnappen nur bei besonderen Leckerbissen. Ich nenne es hier mal Futterneid.
Hier spielen eine Vielzahl von Einflussfaktoren eine Rolle. Im Grunde ist es lediglich notwendig, dass Grundprinzip verstanden zu haben. Die Hundetrainer machen im Grunde nichts anderes als Grundprinzipien anwenden. In diesem Fall geht es nämlich nur darum, dass man sich nicht von irgendeinem Schnösel (und sei es das Herrchen/Frauchen) sein Fressen wegnehmen lässt. Im Grunde nicht viel anders als beim Menschen. Sie lassen sich im Restaurant ja auch nicht das Schnitzel vom Teller nehmen. Oftmals wird bei solchen Problemchen sofort auf den Rang im Rudel und Dominanzverhalten abgehoben. Mit dem Rang des Hundes in der Familie hat das Problem aber eher weniger zu tun. Auch ein rangniedriger Hund gibt natürlich nichts her, was er schon im Fang hat. Vielleicht eine Portion Verhaltenslehre gefällig? Kein Hund würde es wagen einem anderen Hund etwas stehlen zu wollen, was dieser im Fang hält (außer im Spiel natürlich).

Am einfachsten ist das Ganze zu lösen, wenn man seinen Hund schon im Welpenalter daran gewöhnt, dass sein Futter nichts besonderes ist. Dies kann man dadurch erreichen, dass er genug zum fressen zur Verfügung hat. Erwachsene Hunde werden in der Regel nur einmal am Tag gefüttert. Bei Welpen sieht das Ganze noch ganz anders aus. Die sind im Wachstum und brauchen dementsprechend mehr Futter. Ich stelle bei Welpen sicher, dass sie immer Futter zur Verfügung haben. Erst wenn Sie älter werden fahre ich die Anzahl der Fütterungen runter. Wenn man einen Hund aus einer gewerblichen Hundezucht erwirbt, die gnadenlos mit jedem Cent kalkulieren, ist das hier behandelte Problem bereits einkalkulierbar. Ich kann nur sagen: Augen auf beim Welpenkauf!
Weiter sollte man den Hund daran gewöhnen, dass Herrchen/Frauchen mit dem Futter regelmäßig und ganz natürlich umgehen. Füttern Sie Ihren Liebling doch einfach zwischendurch aus der Hand. Oder stellen Sie den Fressnapf auf die Erde und setzten sich daneben. Hunde sind Rudeltiere. Bei allem Futterneid sind sie doch daran gewöhnt in der Gesellschaft zu fressen. Was gibt es da schöneres, als wenn Herrchen/Frauchen einem beim fressen Gesellschaft leistet? Und ganz nebenbei vertiefen Sie das Vertrauensverhältnis zu Ihrem jungen Hund enorm.
Wenn diese Erziehung/Gewöhnung in der Welpenzeit vergessen wurde, muss man praktisch das gleiche mit dem erwachsenen Hund machen. Da ist es zwar etwas schwieriger, aber auch machbar. Hier empfehle ich einfach ein paar Wochen den Hund ausschließlich aus der Hand zu füttern. Setzen Sie sich auf die Erde (die Bewegung tut Ihrer Gesundheit auch gut) und füttern Sie aus der Hand. Das ist besser als wenn Sie bedrohlich über Ihrem Hund stehen. Sobald er sich daran gewöhnt hat können Sie damit beginnen ihn an einem z.B. Schweineohr knabbern zu lassen, welches Sie in der Hand halten.

Sie sollten hierbei tunlichst vermeiden, dass Ihr Hund mit dem Schweineohr als Beute davon jagt. Das wäre in dieser Situation enorm kontraproduktiv. Statt einem Schweineohr kann man zu Anfang auch etwas längeres nehmen, an das Ihr Hund rum kauen kann, während sie es in der Hand halten. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Zur Not tut es auch eine Bockwurst oder Salami 😉 . Kleiner Tipp am Rande: Ich habe beobachtet, dass Hundehalter, die viel mit Leckerchen arbeiten, meist keine Fressprobleme mit Ihrem Hund haben. Also (wenn Sie es nicht sowieso schon tun) nehmen Sie doch einfach mal eine handvoll Leckerchen beim nächsten Spaziergang mit. Als kleine Belohnung (zum Beispiel wenn er auf Zuruf zu Ihnen kommt) sind sie doch gut geeignet. Und Ihr Hund lernt ganz nebenbei, dass man auf Chef/Chefin achten sollte. Da fällt nämlich ab und an was ab.

Beobachten sollten Sie ebenfalls, ob sie vielleicht einen sehr dominanten Hund besitzen. Ist der Hund der Rudelführer, der Chef der Familie? Dann ist etwas bei der Erziehung grundsätzlich schief gelaufen, woran man ebenfalls arbeiten sollte. Dies würde allerdings an dieser Stelle zu weit führen und kann bestenfalls Thema für eine weitere Abhandlung sein. Bei Bedarf mailen Sie mich bitte kurz an.
Aber zurück zum Fressen. Eine sehr gute Übung ist das Lernen des Kommandos NEIN, wenn er etwas nicht aufnehmen soll. Wenn ich meinem Hund NEIN sage, nimmt er weder etwas vom Boden auf, noch etwas von anderen Leuten an. Dieses Kommando kann man zu dritt relativ schnell lernen. Der Helfer nimmt ein Leckerchen in die flache Hand und bietet es dem Hund an. Wenn der Hund das Leckerchen nehmen will, schließt er die Hand (verhindert die Futteraufnahme) und der Hundeführer gibt zeitgleich das Kommando NEIN. Der Hund lernt so sehr schnell, was Nein zu bedeuten hat. Gerade bei sehr verfressenen Hunden hilft dieses Kommando auch, den Futterneid abzubauen.

Zum Schluss möchte ich noch auf den Tauschhandel hinweisen. Ihr Hund hat etwas im Fang, was er (seiner Natur entsprechend) natürlich nicht raus geben will. Da wäre er ja auch schon blöde, wenn er die hart umkämpfte Beute einfach so wieder abgeben würde. Also muss man als Mensch einfach ein Tauschgeschäft vorschlagen. Das ist einfacher als auf dem orientalischen Basar. Sie müssen nämlich nicht feilschen, sondern im etwas anbieten, was viel besser ist. Beispiel: Ihr Hund nagt seit Tagen an einem alten Knochen rum, an dem jetzt wirklich nichts mehr dran ist. Rufen Sie den Hund zu sich und bieten ihm ein Schweineohr an. Wenn er das Schweineohr nehmen möchte, muss er zwangsläufig den alten Knochen los lassen. Aber er steht ja nicht als der Blöde da, denn er hat ja etwas viel besseres erhalten. Prinzip klar, oder? Noch ein Beispiel: Stöckchen oder Ball holen. Wenn der Hund vor Ihnen steht und den Ball/Stöckchen nicht hergeben will (was ja natürlich ist) bieten Sie im ein Leckerchen an. Er nimmt das Leckerchen und muss vorher natürlich das Spielzeug fallen lassen. Geschickterweise natürlich in Ihre Hand, die sie vorher unter seinem Fang platzieren.

Wenn Sie diese Grundlagen beherzigen wird das Futterproblem bald der Vergangenheit angehören. Bitte berichten Sie mir von positiven aber auch negativen Erfahrungen. Ich helfe gerne weiter. Und sofern Sie noch Zubehör für Ihren Vierpfoter benötigen, schauen Sie doch mal auf dieser Seite nach, auf der Sie sogar so nicht alltägliches Zubehör erhalten, wie zum Beispiel einen Hundezaun.