Zur Zeit geht es ja aus unterschiedlichen Gründen groß durch die Presse. Der Herr Erdogan (ein türkischer Politiker) beabsichtigt heute eine Wahlveranstaltung in Köln abzuhalten. Klingt auf den ersten Blick schon recht absurd. Ein Politiker hält im Ausland eine Wahlveranstaltung ab? Hintergrund ist der, dass die hier in Deutschland lebenden türkischen Menschen in der Türkei (zumindest zum Teil) wahlberechtigt sind. An dem Willen dieser Leute in Deutschland längerfristig leben zu wollen und sich hier tatsächlich zu integrieren habe ich übrigens meine Zweifel. Ebenso zweifel ich am System der doppelten Staatsangehörigkeit. Entweder bin ich Türke und dann will ich auch in der Türkei leben. Oder ich beabsichtige mein zukünftiges Leben in Deutschland zu gestalten. Dann sollte ich aber auch die Sprache lernen, mich in die bestehende Gesellschaft integrieren, anpassen und vor allen Dingen zu meiner neuen Heimat stehen.

Aber mal zurück zum Thema. Denn die Wahlveranstaltung des Herrn Erdogan steht ja auch aus anderen Gründen in der Kritik. In erster Linie natürlich das schreckliche Grubenunglück in der Türkei. Es spricht ja schon für seinen Charakter, dass er anstatt sich um seine Aufgaben im eigenen Land zu kümmern lieber ins Ausland reist um auf Wählerfang zu gehen. Zumal ja nicht nur die verunglückte Bergleute zu beklagen sind sondern auch schon bei den Unruhen zumindest zwei Menschen getötet wurden. Und ein enger Berater von Herrn Erdogan war ja sogar so ungeschickt, dass er sich beim Zusammentreten eines wehrlosen Demonstranten im Zuge des Grubenunglücks filmen ließ. Spricht ja ebenfalls Bände. Daran kann man ja recht deutlich erkennen, welchen Stellenwert das Unglück, die betroffenen Bergleute und vor allen Dingen die Hinterbliebenen im Umkreis des Herrn Erdogan haben. Nämlich einen sehr geringen. Und der will gewählt werden?

Aber im Grunde soll uns ja nicht interessieren wie die Türkei mit Ihren innenpolitischen Problemen umgeht. Wirklich wundern kann man sich als Deutscher mehr über unser eigenes Land und unsere eigenen Politikern. Ich würde mal gerne wissen welcher Schwachkopf einem Ausländer gestattet in Deutschland eine Wahlveranstaltung abzuhalten. Haben Sie sich mal überlegt, wer für die Kosten aufkommt? Gegendemonstrationen waren ja schon länger geplant. Und vor dem Hintergrund des Grubenunglücks werden wohl noch ein paar Leute mehr die Gegendemo besuchen. Mit entsprechendem Polizeieinsatz. Den bezahlt natürlich auch der deutsche Steuerzahler. Irgendwie eine komische Welt in der wir leben.

Anmerkung: Solange deutsche Politiker solche abstrusen Eskapaden zulassen und sich nicht um Änderungen in unserer Gesellschaft bemühen dürfen Sie sich nicht über mangelnde Wahlbeteiligung wundern. Und der Zulauf, den extreme Parteien (sowohl rechts als auch links) haben — naja, da sollten die Politiker hier in Deutschland mal ins Grübeln kommen. Aber einfacher ist es ja die Werbetrommel für die ausstehenden Wahlen in Deutschland zu rühren anstatt mal die eigene Arbeit zu überdenken. Mangelnde Wahlbeteiligung und zunehmender Zulauf auf extreme Splitterparteien? Da kann es ja mit der Arbeit der Politiker nicht weit her sein!