Ist Ihnen eigentlich auch schon einmal aufgefallen, dass Politikern schnell der Rücktritt nahe gelegt wird? Prinzipiell kommt es natürlich immer auf den Einzelfall an. Aber ich finde Politiker sollten nicht immer sofort für jedes Malheur den Kopf hinhalten müssen. Jeder, der eine Führungsposition schon einmal inne hatte kann sicherlich bestätigen, dass man unmöglich über jedes Detail im Unternehmen informiert sein kann. In der Politik, den Städten, Gemeinden, Ländern und auch beim Bund verhält es sicherlich ähnlich.
Aber in der Politik funktioniert ja alles ein wenig anders. Da läuft etwas schief und schon werden die ersten Stimmen laut, die einen Rücktritt fordern. Interessant ist dabei immer, dass sich die Parteifreunde des Betroffenen stets gegen einen Rücktritt aussprechen, die anderen Parteien tendenziell dafür. Ganz offensichtlich geht es also nicht um Sachfragen, sondern schlicht und ergreifend darum, einem anderen bewusst zu schaden. Kein gutes Bild, was unsere Führungskräfte der Politik da hinterlassen. Eher ein Zeichen für Kleingeistigkeit. Hier im Ruhrgebiet nennt man so etwas „fieser Charakter“.

Bitte glauben Sie jetzt nicht, ich bin dafür jedem alles durchgehen zu lassen. Sicherlich gibt es Fälle, bei denen ein Rücktritt unumgänglich ist. Spontan fällt mir da die aktuelle Debatte um den ehemaligen Doktortitel unseres Verteidigungsministers ein. Dies ist ein schönes Beispiel für den Fall, wo der Politiker wirklich seinen Hut nehmen muss. Ein Betrugsversuch wird bereits in der Schule mit einer 6 bewertet. Auch während des Studiums führt ein Täuschungsversuch zum sofortigen Abbruch der jeweiligen Prüfung.
Und da gibt es einen Politiker, der Deutschland nach innen und außen repräsentieren soll, der während seiner Studienzeit nicht nur einen Täuschungsversuch, sondern einen vollendeten Betrug begangen hat. Ohne diesen Betrug wäre der gute Minister sicherlich heute nicht an der Stelle, an der er sich befindet. Und wenn man ihn beim Betrug erwischt hätte, ………..
Und zum Thema Vorbildfunktion muss ich ja wohl hier nichts weiter ausführen. Was sollen junge Menschen denken, wenn sich unser Verteidigungsminister seinen akademischen Abschluss (zumindest zum Teil) erschlichen hat.
Und für diejenigen Akademiker, die (so wie ich) Ihren Abschluss auf ehrliche Art und Weise erworben haben, ist solch ein Politiker ein Schlag ins Gesicht.