Ach, bei stern.de ist mir mal wieder ein Artikel vom 05.08.2011 aufgefallen. Im Beitrag ging es um die Turbulenzen an den Finanzmärkten. Um den Artikel Authentizität zu geben, war er chronologisch nach der Tageszeit gegliedert. Und beim schnellen Überfliegen fand ich dann diese Überschrift:
+++ 12:08 Uhr: Börsentalfahrt vernichtet Billionenwerte +++

Mit schöner Unregelmäßigkeit lesen wir solche oder ähnliche Überschriften in den Tageszeitungen bzw. hören Sie im Fernsehen. Und zwar immer dann, wenn die Börsenkurse mal wieder den Bach runter gehen. Klar, dass ist natürlich für jeden Anleger sehr ärgerlich. Wenn die Aktien, die am Vortag noch 50.000 € Wert waren, heute nur noch 25.000 € Wert sind. Und wenn man das dann mal auf die Anzahl der Anleger hochrechnet, dann kommt man bestimmt auf Billionenwerte. Bis dahin habe ich ja auch nichts einzuwenden.

Wenn man sich allerdings die vernichteten 25.000 € genauer anschauen möchte, dann hat man ein Problem. Das Geld hat ja unter Umständen gar nicht existiert. Weder heute noch gestern. Ich versuche Ihnen das Dilemma einmal zu verdeutlichen.

Nehmen wir das Beispiel des Anlegers von oben und versuchen einmal den Wert seiner Aktien zu bestimmen. Der Anleger hat die Wertpapiere, sagen wir mal, am 01.01.2011 für 30.000 € erworben. Das war an diesem Tage der Marktwert. Gestern, am 05.08.2011 hatten Sie dann einen Marktwert von 50.000 € und heute haben die Wertpapiere einen Marktwert von 25.000 €. Sie sehen schon, ein Teil des angeblich vernichteten Geldes wurde erst zwischen dem 01.01. und dem 05.08. produziert. Ein anderes Wort fällt mir nicht ein. Denn auch dieses Geld hat eigentlich nie existiert. Denn dann wäre der Anleger ja um 20.000 € reicher gewesen. War und ist er aber nicht. Der hat nämlich seinen Gewinn überhaupt nicht realisiert. D.h. er hätte die Aktien für 50.000 verkaufen sollen. DANN hätte er einen Gewinn gemacht. Aber nicht so! Und genauso hat er keinen Verlust erwirtschaftet. Den Verlust erleidet er erst, wenn er die Aktien für 25.000 € verkauft. Wenn er Sie behält, wird sich zeigen ob er einen Gewinn oder Verlust realisiert.

Das ist genau der Punkt, den Banken Ihren Anlegern gerne verheimlichen. Der Grundsatz für den Aktienhandel ist eigentlich sehr einfach. Billig kaufen, teuer verkaufen. Wer strikt danach handelt, der realisiert Gewinne. Wer das Gegenteil macht, der realisiert Verluste.
Und wer sich von seinem Bankberater dazu überreden lässt zu Zeiten niedriger Kurse umzuschichten, der schenkt seiner Bank (und denjenigen, die noch Provision erhalten) die Gebühren für Kauf bzw. Verkauf. Eine Umschichtung seines Depots macht nur Sinn, wenn man zu hohen Kursen verkauft, das Geld anderweitig anlegt und beim nächsten Börsencrasch (wenn alle Panik haben) sein Geld wieder in Aktien anlegt. 😉 Ach ja, das oben gesagt gilt für Anleger, nicht für Zocker. Wer kurzfristige Anlagestrategien verfolgt, der will anders sein Ziel erreiche. Nunja, jeder nach seinem Geschmack.

Wenn Sie also das nächste Mal solch einen Artikel lesen, seien Sie kritisch. Durch einen Börsencrash oder Turbulenzen an den Märkten wird kein Geld vernichtet, genauso wie durch steigende Aktienkurse kein Geld entsteht. Die Anzahl der Aktien verändert sich nicht und die Anzahl der realen Güter, die hinter den Aktienwerten stehen, ebenso wenig.