Seit Jahrzehnten bin ich als Einzelhändler mit einem Onlineshop speziell für Hufschuhe vom Fachmanntätig. Zusätzlich war ich lange Jahrzehnte als Ausbildungsleiter im Einzelhandel tätig. Also fehlende Praxisnähe kann mir wohl niemand vorwerfen. Aber wohl den Politikern, die die temporäre Senkung der MwSt. beschlossen haben. Besonders deutlich wurde mir dies heute morgen, als ich die Radiowerbung eines großen Textildiscounters hörte. Der versucht aktuell seinen Umsatz mit einer pauschalen Preissenkung in Höhe von 30 % zu pushen. Und über den Lebensmitteleinzelhandel mit seinen dauernden Preissenkungen wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht reden.
Fazit: Preissenkungen sind nur ein sehr moderates, wenig wirkungsvolles Mittel Umsätze anzukurbeln. Ich traue es ja kaum so offen zu sagen. Aber was meinen denn unsere hochbezahlten Politiker mit einer Preissenkung in Höhe von 3 % zu erreichen. Da kann ich ja nur lachen!
Schlimmer noch für die Einzelhändler ist aber die mit der temporären Steuersenkung einher gehender Arbeitsaufwand. Zuerst einmal muss man alle Preise ändern. Für meinen Onlineshop hätte das eine Arbeitskraft ca. einen ganzen Tag beschäftigt. Natürlich nicht einmalig. Denn im Januar gilt ja wieder der höhere Steuersatz. Dann kann man das gleich nochmal machen. Mein Steuerberater freut sich auch schon. Nicht nur die Änderung des MwSt sondern auch noch aufpassen wann zum Beispiel Gutschriften (für Rücksendungen) ausgeführt wurden. Sind die im Zusammenhang mit 16 % oder einer alten Rechnung mit 19 %? Das ist gar nicht schön, wenn man noch auf Fehlerquellen aufpassen muss.
Ach ja, bezüglich zusätzlichem Arbeitsaufwand: Im Juni haben mich so viele potentielle Kunden angeschrieben wie wir denn mit der Senkung der MwSt umgehen, dass ich teilweise das Gefühl hatte ich beantworte nur noch Steuerfragen. Also falls Sie sich wundern warum „Ihr“ Händler sich nicht an der Steuersenkung beteiligt sehen Sie jetzt vielleicht etwas klarer und haben mehr Verständnis.