Über die Fortschritte der Humanmedizin während der Menschheitsgeschichte habe ich ja bereits berichtet. Diesmal habe ich mir vorgenommen mal unsere Tierärzte unter die Lupe zu nehmen. Als Pferde- und Hundehalter, aber auch durch meine berufliche Tätigkeit als Hufpfleger, habe ich regelmäßig Kontakt zu unterschiedlichen Tierärzten und kann mir somit schon eine fundierte Meinung bilden.
Gerade die Kosten für den Tierarzt, die ja in der Regel nicht die Krankenversicherung übernimmt, läppern sich nämlich ganz schön zusammen. Nicht das ich den Halbgöttern in Weiß die Butter vom Brot nehmen möchte. Aber Preisdifferenzen die schon durch die Gebührenordnung (einfacher bis dreifacher Satz je nach Einschätzung des Arztes) generiert werden, stärken nicht unbedingt das Vertrauen. Zumal derjenige den Preis festlegt, der auch das Geld kassiert. Irgendwie schon eine verkehrte Welt.
Neben dieser Kostenstruktur kommt es aber auch immer wieder zu „Fehlgriffen“ der Ärzte. Damit meine ich noch nicht einmal die falschen Diagnosen und Behandlungen. Hierzu kann ich mich schlecht äußern, da ich (so wie die meisten Menschen) keinerlei medizinische Ausbildung genossen habe und meine Kenntnisse daher eher rudimentär sind. Trotzdem kommt es einen schon seltsam vor, wenn mehrere Tierärzte unterschiedliche Diagnosen und Behandlungsvorschläge machen. Aber mit Fehlgriffen meine ich hier eher die Arroganz, Hochnäsigkeit und teilweise sogar Frechheit, mit der mancher Tierarzt mit den Besitzern umgeht. Ich habe gute Umgangsformen im Elternhaus, während meiner Zeit am Gymnasium und auch später während des Studiums gelernt. Bei Medizinern ist das leider oftmals nicht so. Und der Umgang mit den Tieren lässt leider auch all zu oft zu wünschen übrig. Bei Tiermedizinern wundert mich dies ganz besonders. Denn sein Studienfach sollte man ja schon nach den Interessen und Neigungen aussuchen. Und von jemanden der sich für die Tiermedizin entschieden hat, erwarte ich schon ein besonderes Maß an Tierliebe.
Ich kann jedem nur Raten, sich seinen Tierarzt genau auszusuchen. Am besten Empfehlungen von guten Freunden folgen oder noch besser: Dem Tierarzt über die Schulter schauen. Gerade wir Reiter und Pferdehalter haben da ja die Möglichkeit auch fremde Tierärzte bei der Behandlung und Diagnose zu beobachten. Wenn bei uns am Stall (oder auch bei Kunden) ein Tierarzt ist, schaue ich mir diesen schon sehr genau an, beobachte den Umgang mit Pferde und Halter und erkundige mich auch über die Höhe der Rechnung.
Und da hat mich die Zeit mal wieder eingeholt. Auf der Internetpräsens der Bildzeitung ist mir heute am 10.04.2011 ein Artikel aufgefallen, der sich mit Kleintierärzten beschäftigt. Nunja, die Seriosität der Bild ist ja nun wirklich fraglich und Artikel werden ja auch gerne etwas reißerisch aufgemacht. Daher hier auch kein direkter Link zum betreffenden Artikel. Ich möchte für diese Zeitung nicht noch kostenlose Werbung machen.
Der Artikel in kurzen Worten:
Eine Redakteurin ließ Ihren Beagle vor dem Test komplett an der der Tierklinik der Freien Universität Berlin durchchecken. Der Hund war kerngesund und hatte lediglich einige leichte Verschmutzungen an den beiden Ohren. Das ist nichts besonderes, nicht weiter schlimm, kann man im Grunde mit etwas Babyöl selber reinigen. Wir hatten auch mal einen Beagle, daher kenne ich das! Soweit ich mich erinnere haben die Beagle auf Grund Ihre Schlappohren oft Problemchen bezüglich der Sauberkeit in den Ohren. Aber zurück zum Bild-Beagle, der war wie gesagt kerngesund. Schauen wir mal zu welchen Ergebnissen die fünf Tierärzte kamen, die die Redakteurin mit Ihrem Hund konsultierte.
Der erste Tierarzt schaut sich ein Ohr an und gibt Ohrentropfen mit. Kostenpunkt 23 Euro ohne Rechnung.
Fazit: „Keine Rechnung“ riecht stark nach Steuerhinterziehung. Die Ohrentropfen sind für Pilzinfektionen gedacht (die der Hund nicht hat). Die Bitte, sich doch auch mal das andere Ohr anzuschauen wird mit den Worten: „Ins rechte Ohr gucke ich nicht, das sieht bestimmt noch schlimmer aus“ abgeschmettert. Naja, das zum Thema Benehmen.
Die zweite Tierärztin schaut sich die Ohren an und entdeckt die Verschmutzungen. Sie zeigt der Hundehalterin (Redakteurin der Bild) wie man die Ohren reinigt und führt dies auch sofort an einem Ohr durch. Kostenpunkt: 11,58 € mit Rechnung.
Fazit: Geht doch! Eine Zierde für Ihren Berufsstand!
Dafür überschüttet sich der dritte Tierarzt selber mit Gülle. Nach einer Minute bricht er die Behandlung ab, da der Hund angeblich zu viel zappelt. Ohne Vollnarkose könne er den Hund nicht behandeln. Kostenpunkt 16,10 €. Ob eine Rechnung ausgestellt wurde geht aus dem Artikel nicht hervor.
Fazit: Keine Diagnose, keine Behandlung. Money for nothing nenne ich das mal. Vielleicht hätte er Theologie studieren sollen. Da sind die Kunden ruhiger und geduldiger (hörte ich).
Tierärztin Nummer vier diagnostiziert eine sofort behandlungsbedürftige Entzündung. Sie empfiehlt Antibiotika.
Fazit: Komplette Fehldiagnose für 33,50 €. Jetzt ist mir auch klar, warum es so viele Resistenzen gegen Antibiotika gibt.
Die letzte Tierärztin schießt meiner Meinung nach den Vogel ab. Spezialisiert auf Homöopathie und Naturheilverfahren werden die Ohren nicht untersucht (ich kann es kaum glauben, hat die Bild da doch etwas geflunkert?), sondern massiert. Sie müsse erst die Anspannung lösen. Für das Massieren der Ohren und einigen Leckerlies (zumindest für den Beagle hat sich dieser Besuch gelohnt) nimmt diese Fachfrau 18,25 €
Fazit: Meine persönlichen Vorbehalte gegen Homöopathie und Naturheilverfahren wurden mal wieder bestätigt.