Leider gibt es immer noch Menschen, die meinen Sie könnten Ihre Hunde wie von 100 Jahren erziehen. Eigentlich traurig, wenn Leute nicht mit der Zeit gehen. Wissenschaftliche Studien von Verhaltensforschern gibt es genug und gerade der beste Freund des Menschen ist doch erforscht bis hinter die Schlappohren. Und gerade bei Hunden geschieht es sehr schnell, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in die tägliche Praxis einfließen.

Warum also gibt es immer noch Menschen, die schreiend ihrem vierpfotigen Kollegen hinterherlaufen, diesen wüst beschimpfen und sogar vor körperlicher Züchtigung nicht zurückschrecken? Sie meinen das gibt es nicht und sei doch etwas übertrieben?

Nunja, dass kommt wahrscheinlich auch ein bisschen darauf an. Zum Beispiel wo man sich mit seinem Hund aufhält. Wir (Bronco und ich) bewegen uns am liebsten im Wald und auf dem Felde und durch unsere Verbundenheit zum Pferdesport (Onlinehandel mit Reitsportartikeln) natürlich auch viel an diversen Reitställen. Dort begegnen einem natürlich andere Hundehalter, als wenn man nur in der Stadt unterwegs ist. Meine Erfahrung ist die, dass im Wald und Feld mehr die naturnahen Hundehalter unterwegs sind. Die kümmern sich um Ihren Hund, sind recht gut informiert und sehen Ihren vierpfotigen Kumpel wirklich als Bereicherung an. In der Stadt sind tendenziell (aber nicht ausschließlich) mehr Leute unterwegs, die dazu neigen Ihren Hund zu verhätscheln. Da wird der Hund eher vermenschlicht, verzogen, falsch erzogen und wenn es dann nach einiger Zeit gar nicht weitergeht eben mit Gewalt. Genauso schlimm sind diejenigen, die dann nicht mit Gewalt sondern mit Resignation reagieren. Beides nicht der beste Weg! Aber auch mit kleinen Hunden kann man vernünftig umgehen und sie wirklich liebevoll erziehen, wie dieses Beispiel eines Pekinesen anschaulich zeigt.

Wie macht man es richtig? Erwarten Sie hier jetzt keine Schritt-für-Schritt-Anleitung nach der Art: Wie erziehe ich meinen Hund richtig. Das können Sie online auf den einschlägigen Hundeerziehungsseiten (z.B. in einem Tierverzeichnis) nachlesen. Oder noch besser in einer regionalen Hundeschule. Aber ein paar Anregungen zum Überlegen kann ich Ihnen aus meiner täglichen Praxis schon geben.

Als wir Bronco mit ca. 10 Wochen bekamen wurde erst einmal eine stabile Beziehung aufgebaut. Es wurde viel gespielt. Spielen ist für den (jungen) Hunde immer wichtig. Und das bezieht sich nicht nur auf Stöckchen werfen. Im Gegenteil, dass kann der kleine Welpe noch gar nicht. Und wenn man es ihm beibringt, ist das schnelle Rennen und abrupte Stoppen nicht unbedingt gut für Sehnen, Gelenke und Knochen. Nichts gegen Stöckchen werfen, aber man kann mit seinem Welpen auch andere Spiele spielen. Viel Spaß bereiten dem Hund Zerrspiele. Und man muß auch nicht unbedingt immer als Sieger aus solch einem Zerrspiel hervorgehen. Für das Selbstbewusstsein des Welpen ist ein Sieg auch nicht schlecht. Im Rudel gewinnt ja auch nicht immer der Rudelführer. Wenn Ihm die „Beute“ nicht wichtig genug ist, gewinnt auch mal der schwächere Hund. Warum nicht auch beim Spiel mit dem Menschen? Neben einer Vielzahl von Spielen kann man natürlich auch ohne Spielzeug spielen. Setzen oder legen Sie sich doch einfach mal auf den Boden zu Ihrem kleinen Begleiter, wuscheln Sie ihn etwas, kullern sie ihn auf den Boden herum, lassen Sie ihn auf sich herumklettern. Das macht Ihrer Autorität keinen Abbruch, festigt aber die Bindung sehr.

Neben spielen mit seinem Menschen ist natürlich auch das Spiel mit anderen Hunden wichtig. Auch mit großen Hunden wird gerne gespielt. Unser Bronco hat am liebsten mit sehr großen Hunden gespielt. Je größer desto besser. Kleine Hunde waren ihm fast schon zu langweilig. Sie werden ja sehen, welche Präferenzen Ihr Welpe hat. Haben Sie keine Angst, er sucht sich schon die richtigen Spielgefährten aus. Hunde haben uns da in Sachen Instinkt einiges voraus. Auch eine Welpenschule ist hier sehr empfehlenswert. Da kann der kleine Kerl auch mal mit Gleichaltrigen spielen.

Wenn die Hundeschule gut ist, erhalten Sie hier auch die ersten Tipps, wie sie Ihrem Hund die einfachen Benimmregeln spielerisch beibringen. Ohne jetzt auf viele Details einzugehen (das würde hier zu lang werden) einfach mal ein kleines Beispiel für Erziehung mit Liebe.

Wir wollten Brondo das Kommando SITZ beibringen. Bei dem Befehl Sitz sollte sich Bronco hinsetzen (was sonst 😉 ). Zuerst steckt man sich einige Leckerchen in die Tasche. Ich präferiere da ein paar Stückchen Fleischwurst. Die ist zwar gewürzt und auch etwas fett, daher ernährungsspezifisch nicht empfehlenswert, aber für unsere Zwecke als kleines Leckerchen gut geeignet. Dann habe ich Bronco (zuerst in der Wohnung, später auch draußen) gerufen. Wenn Herrchen ruft, passiert immer etwas interessantes, daher kam Bronco sofort auf mich zugerannt und blieb vor mir stehen. Hunde tendieren dazu, sich dann hinzusetzen und Herrchen anzuschauen. Dieser Umstand war mir bekannt und ich habe in schamlos ausgenutzt. Als Bronco nämlich gerade im Begriff war sich hinzusetzten habe ich das Komando Sitz gegeben. Sobald er saß, wurde er belohnt. Die Belohnung hatte zuerst die Form einer Fleischwurst (kleine Stückchen) und verbales Lob sowie Streicheleinheiten. Wichtig ist hier alle drei Arten des lobens zu verwenden. Denn dann kann man die Fleischwurst bzw. die Leckerchen auch mal weglassen. Das ist wichtig, denn sonst tut der Hund irgendwann nur noch etwas, wenn man ein Leckerchen in der Hand hält. Und Bronco ist die körperliche Zuwendung manchmal sogar wichtiger (oder zumindest genauso wichtig) wie das Leckerchen.

Wie man sieht, kann man ohne Strafe und Rumbrüllen sehr gute Erfolge erzielen, wenn man die Hundesprache verstehen kann. Wenn ich sie auf eine gute Idee gebracht habe oder mein Vorschlag mit dem Sitz gut geklappt hat, freue ich mich über eine positive Rückmeldung.