… und wie ich damit umgehen.

Gestern Abend wurde im Fernsehen mal wieder lang und breit über das Gesundheitssystem und insbesondere über zu viele Operationen in Deutschland diskutiert. Es sind schon viele Dinge im Argen was unser Gesundheitssystem betrifft aber es gibt auch viele positive Aspekte zu berichten.

Als medizinischer Laie sind mir allerdings auch schon viele Änderungen in den letzten Jahren aufgefallen. Ganz besonders die Liegezeiten in den Krankenhäusern. Als Kind bin ich in den 1960’er Jahren mal am Leistenbruch operiert worden. Da lag ich über zwei Wochen im Krankenhaus. Damals war die Devise der Patient soll sich erst einmal von dem Eingriff erholen. Heutzutage werden die Patienten noch 24-48 Stunden im Krankenhaus überwacht, dann geht es nach Hause. Dieser Trend zu kurzen Klinikaufenthalten hat gerade in den letzten Jahren stark zugenommen. Hintergrund der Entwicklung in den letzten Jahren ist sicherlich auch, dass die Krankenhäuser nicht mehr nach Liegezeit sondern nach Leistung bezahlt werden. Da gibt es für die OP einen Pauschbetrag und Ende. Das verleitet wirtschaftlich arbeitende Institutionen (und dazu gehören auch die Krankenhäuser) natürlich dazu die Kosten zu minimieren. Und wenn Operationen gutes Geld bringen (angeblich sollen die Krankenhäuser an Operationen am meisten verdienen) kann man als Patient nicht mehr sicher sein, ob die Empfehlung des Arztes wirtschaftliche Gründe hat oder ob der Arzt das Wohl des Patienten im Sinn hat. Ich persönlich wünsche mir einen Arzt, zu dem ich volles Vertrauen haben kann. Naja, das ist schon lange nicht mehr so. Nicht umsonst haben die Internetseiten, die sich mit medizinischen Fragen beschäftigen einen so hohen Zulauf. Was übrigens viele Ärzte gar nicht gerne sehen, wenn sich der Patient ausgiebig über seine Krankheit und seine Beschwerden informiert hat. Aber anders geht es ja leider nicht. Und wenn Sie jetzt meinen, man kann ja zu seinem Hausarzt als Arzt des Vertrauens gehen, den Zahn kann ich Ihnen ebenfalls ziehen. Meine Erfahrungen mit verschiedenen Hausärzten kann ich kurz und knapp zusammenfassen: Wer lediglich eine AU oder Medikamente benötigt ist beim Hausarzt gut aufgehoben. Wer aber eine ernsthafte Erkrankung hat sollte lieber direkt zum Facharzt gehen. Das handhabe ich schon länger so und seit einiger Zeit sogar prinzipiell. Ausschlaggebende Gründe waren zwei. Das erste Mal ein HNO-Facharzt, der sich lautstark darüber beschwerte, dass mein Hausarzt seine Arzthelferin damit beauftragte eine Spülung an meinem rechten Ohr vorzunehmen. Dies sei unverantwortlich da mit Risiken verbunden. Der zweite Fall war ein früherer Bandscheibenvorfall meiner Lebensgefährtin, die ein Hausarzt mit mehreren Spritzen vergeblich über Stunden behandeln wollte. Letztendlich wies er Sie dann doch ins Krankenhaus ein. Der dortige Orthopäde schüttelte nur ungläubig den Kopf über so viel Dilettantismus.

Ja und dann gibt es ja noch die angebliche Überversorgung. In der öffentlichen Diskussion wird von Politikern und sonstigen Fachleuten immer eine Überversorgung durch Krankenhäuser angeprangert. Gefordert wird dann meist eine Spezialisierung der Krankenhäuser. Mag ja stimmen. Meine Erfahrungen sind allerdings vollkommen anders. Meine Lebensgefährtin hatte einen akuten Bandscheibenvorfall und wurde mit vom Notarzt ins Krankenhaus eingewiesen. Trotz extremer Schmerzen mussten wir über eine Stunde in der Notaufnahme auf ärztliche Behandlung warten. Angeblich haben die Ärzte dort zu viel zu tun. Auf der Station war kein Zimmer frei (auch kein Privatzimmer), so dass erst einmal der Aufenthaltsraum zum Krankenzimmer umfunktioniert wurde. Wie ich später erfuhr (und auch selbst beobachten konnte) ist dies wohl übliche Praxis. Der Aufenthaltsraum wurde nämlich regelmäßig für Patienten als Krankenzimmer mißbraucht.

Wenn man sich dann noch die aktuelle Diskussion über quantitative Vorgaben über die Anzahl bestimmter Operationen in Arbeitsverträgen mit Krankenhausärzten vor Augen führt kann man eigentlich nur jegliches Vertrauen in Ärzte und sonstiges medizinisches Personal verlieren. Ich für meinen Teil sehe mich in meiner Vorgehensweise nur bestärkt. Und diese Vorgehensweise kann ich auch nur jedem (potentiellen) Patienten empfehlen.

Mein guter Rat:
Erst einmal nichts glauben was einem der Arzt erläutert. Zuhause in Ruhe im Internet über die Krankheit, die vorgeschlagene Behandlung sowie über Alternativen informieren. Und wenn man Diskrepanzen zu den Erläuterungen des Arztes feststellt, dann besuche ich im Zweifelsfalle lieber einen zweiten Facharzt.
Und zu guter letzt noch einen Tipp, mit dem ich gut gefahren bin. Und zwar besuche ich als Hausarzt (sofern dies mal nötig sein sollte da ich ja normalerweise sofort zum Facharzt gehe) immer einen Facharzt für Inneres. Mit denen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Offensichtlich bringt diese Facharztausbildung doch eine gehörige Menge an Fachwissen hinzu.