Na endlich, jetzt haben es wirklich breite Schichten der Bevölkerung realisiert. Atomstrom ist praktisch unbezahlbar. Am liebsten hätte ich den letzten Satz komplett mit Großbuchstaben geschrieben und noch zig Ausrufezeichen dahinter gesetzt.
Aber leider ist sowohl das kollektive als auch das individuelle Gedächtnis von uns Menschen nicht so gut. Ich kann mich noch sehr deutlich an das Unglück in Tschernobyl erinnern. Damals waren wir in Europa wesentlich stärker betroffen als heute (wenn es nicht noch schlimmer wird). Man sollte damals bei der Ernte aus dem eigenen Garten vorsichtig sein und keine Wildpilze sammeln. Bereits einige Jahre später hatte ich schon wieder „lustige“ Diskussionen mit einem Arbeitskollegen, der überzeugtes CDU-Mitglied war und für den Atomkraft die einzige Lösung für unseren Energiebedarf darstellte. Ironie des Schicksals: Der Kollege ist vor einigen Jahren an Krebs gestorben, den er sich laut eigener Vermutung bei seinem Dienst bei der Bundeswehr im Umgang mit amerikanischen Atomwaffen geholt hat. Wie auch immer, ich mochte den Kollegen sehr gerne und bedauere, dass er so früh und so schmerzhaft gestorben ist.
Aber zurück zur aktuellen Katastrophe in Fukushima. Dort hieß es bis vor ein paar Wochen ebenfalls, Atomkraft sei ein kalkulierbares Risiko und im Grunde absolut sicher. Zu dieser Argumentation möchte ich mich gar nicht mehr äußern. Was aber immer wieder als Argument für die Atomkraft angeführt wird, sind die Kosten. Da wird uns nach allen Regeln der Kunst vorgerechnet, dass Atomkraft den billigsten Strom erzeugt. Und ohne Atomkraft könnten wir alle unsere Stromrechnung nicht mehr bezahlen. Das stimmt auch, wenn man nur genügend bei der Berechnung der Kosten fudelt. Mit dem Bau und dem Unterhalt der Atomkraftwerke ist es ja nicht getan. Während des gesamten Betriebes sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nötig. Das kostet Unsummen. Und wenn das Kraftwerk irgendwann mal nicht mehr gebraucht wird, muß man es für teures Geld stilllegen und weiter betreuen oder für Unsummen abreißen. Und jetzt kommen wir zum Hauptkostenfaktor. Grob geschätzt reicht der schon komplett aus, um jedes Atomkraftwerk unrentabel zu machen. Nämlich der Atommüll! Dieser Atommüll hat eine strahlende Zukunft vor sich. Und die Kosten für die ordnungsgemäße Lagerung dieses Atommülls müssen nicht nur wir tragen, sondern auch spätere Generationen, die sich schon gar nicht mehr an uns erinnern werden. Richtig gelesen! Haben Sie Kinder? Haben Sie Enkelkinder? Dann werden Sie wahrscheinlich auch irgendwann mal Urenkel haben. Die alle (und noch viele Generationen danach) zahlen für Ihren Stromverbrauch. An die Kosten bei einem akuten Unfall wie damals in Tschernobyl oder jetzt in Japan wollen wir jetzt mal gar nicht denken. Die Japaner haben zur Zeit andere Sorgen als Ihre vermeintlich billige Stromrechnung und Ihren billigen Atomstrom. Und Tschernobyl ist ja heute noch Sperrgebiet.
Warten wir mal ab, wie schnell die Atomenergie wieder aus unserem Gedächtnis weicht, wenn die Japaner das Desaster im Griff haben. Und wenn der Druck auf die Politiker abnimmt, können die Parteien wieder Ihr stilles Atomsüppchen kochen. Wie ich ja schon zur Demokratie geschrieben hatte, der Wille der Bürger zählt leider nicht mehr viel in Deutschland.