Heute muss ich mich doch mal um die Verspätungen der Deutschen Bahn kümmern. Nein, genau genommen um die Statistik, die die Bahn darüber erstellt und auch veröffentlicht hat. Verspätungsstatistik heißt die natürlich nicht, sondern Pünktlichkeitsstatistik. Obwohl die Bahn dieser Bezeichnung in keiner Weise gerecht wird. Im Gegenteil, als Bahnfahrer fühlt man sich da schon etwas veräppelt.
Aber zuerst einmal zu den Fakten. Die Bahn stellt stolz heraus, dass 96,5 % der Züge im Januar pünktlich waren. Und da fängt es dann schon an. Die Bahn ist sich selber gegenüber recht großzügig und erfasst nur Verspätungen, die größer als 5 Minuten. Jetzt muss ich einfach mal Klartext sprechen. Der Fahrgast, der über eine Stunde auf seinen Anschlußzug warten muß, nur weil sein Zug 3 Minuten Verspätung hatte, dem ist es doch scheißegal ob sein Zug in diese Statistik fällt oder nicht. Für den Fahrgast zählt nur die Verspätung und die damit einher gehenden Folgen. 1 Minute, 2 Minuten oder 30 Minuten, die daraus resultierenden Folgen sind wichtig.
Ein Schlag in’s Gesicht eines jeden Fahrgastes ist allerdings die Aussage, die meisten Fahrgäste würde mehr interessieren, ob Ihr Zug auch pünktlich abfährt. Sicherlich ist auch dies ein wichtiges Kriterium. Aber wesentlich wichtiger als das Abfahren ist doch das Ankommen. Denn wenn ein Zug ein paar Minuten später abfährt als angegeben, so habe ich als Folge lediglich eine etwas längere Wartezeit. Wenn der Zug aber nicht pünktlich ankommt, dann habe ich als Fahrgast mit den Folgen zu kämpfen. Zumal die Zeit für das Umsteigen von einem in den anderen Zug manchmal schon recht knapp bemessen ist. Gerade wenn die Bahnsteige auch noch relativ weit auseinander liegen muss man sich sowieso schon beeilen.
Und darauf, dass der Fahrgast ja unter Umständen auch seine Termine einhalten muß, darüber brauchen wir gar nicht zu reden. Wenn ich wichtige Termine habe, verlasse ich mich nicht auf den öffentlichen Nahverkehr. Die Peinlichkeit zu einem Termin verspätet zu erscheinen, nur weil die Bahn meint 5 Minuten ist keine Verspätung, mute ich mir nicht zu.
Also mal wieder voll in die Sch…e gegriffen. Nicht nur die Fahrgäste mit Verspätungen ärgern, sondern hinterher auch noch die Öffentlichkeit mit dusseligen Statistiken veralbern. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Und von wissenschaftlicher Seite hat die Bahn dann auch noch Kritik einstecken müssen. Die Wissenschaftler vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung, der TU Dortmund und dem Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung haben die „Pünktlichkeitsstatistik“ nicht nur aus den von mir genannten Gründen auseinander genommen.