Haben Sie schon einmal im Freundeskreis oder innerhalb der Familie Geld geliehen oder verliehen? Also in meiner Familie ist das durchaus üblich und ein ganz normaler Vorgang. Bevor wir zur Bank laufen und den Marmorpalästen das Geld durch überteuerte Zinsen in den Rachen werfen helfen wir uns lieber gegenseitig aus. Entweder vollkommen kostenfrei oder aber man teilt sich die Differenz zwischen Soll- und Habenzinssatz. Das ist dann für beide Seiten ein gutes Geschäft. 🙂
Was in der Familie recht gut und problemlos funktioniert, kann man auch im Freundeskreis anwenden. Sofern man vertrauensvolle Freunde und Freundinnen hat 😉 . Ich bin diesbezüglich sehr vorsichtig. Gebranntes Kind scheut das Wasser! Aber einmal habe ich einer sehr guten Freundin, die bereits aus Studienzeiten kenne, kurzfristig aus der Bredouille geholfen. Das Geld hatte ich ein paar Tage später zurück und die Freundin hat sich total gefreut über mein Vertrauen und natürlich meine schnelle Hilfe.
Im „normalen“ Leben also ein ganz normaler Vorgang, der überdies noch für den guten Charakter der beiden Vertragsparteien spricht. Im öffentlichen Leben sieht das Ganze leider etwas anders aus. Unser aller Bundespräsident Wulff ist nämlich genau deswegen in die Kritik geraten. Er hat sich nämlich von einem guten Freund (genauer genommen von dessen Ehefrau) einen Geldbetrag geliehen. Also keine Schenkung, die man ja eventuell noch als Bestechung oder Vorteilnahmen interpretieren könnte.
Ja da frage ich mich als Bürger, haben denn unsere Politiker und Presseleute nichts anderes zu tun als sich über solche Lappalien zu echauffieren. Die ganze Geschichte erinnert mich persönlich mehr an die Geschichten aus Schilda als an alles andere. Leider hat unser Bundespräsident nicht menschlich reagiert sonder juristisch. Juristisch ist sein Verhalten sicherlich (ich kann es nicht abschließend beurteilen) wahrscheinlich korrekt. Menschlich wäre es wahrscheinlich geschickter gewesen mit dem ganzen Sachverhalt offener umzugehen und einfach nur zu erklären. Leider jetzt zu spät. Aber er ist ja in guter Gesellschaft, viele Politiker sind ja schon aus weit aus geringerem Grund abgesägt worden.
Anmerkung: Spontan muss ich gerade an unseren ehemaligen Plagiatsminister zu Guttenberg denken, der wirklich mit erheblicher krimineller Energie betrogen hat und sich lange Zeit erfolgreich gegen einen Rücktritt gewehrt hat.
Nachtrag vom 03.01.2012
Tja, jetzt stehe ich da in meinem „kurzen Hemd“. Falls die Vorwürfe der Bild stimmen und er wirklich telefonisch gedroht oder sonstwie Einfluß auf die Berichterstattung nehmen wollte (und davon können wir ja wohl ausgehen) hat er sich ganz schön rausgekegelt. Naja.
Übrigens findet sich auf der Internetpräsens (http://www.bundespraesident.de) unseres Bundespräsidenten keine Silbe über die ganze Angelegenheit. Vielleicht hat er ja eine private Internetseite?
Es dürfen noch Wetten abgeschlossen werden wann es den ersten Rücktritt 2012 gibt. Mit seinem Verhalten steht Herr Wulff da wohl an erster Stelle. Aber was soll’s, ohne die Stimmen der Linken, die aus kleinbürgerlichen Überlegungen Gauck Ihre Stimmen verweigerten, wäre ja sowieso alles anders gekommen.