Rauhfasertapeten lassen sich relativ leicht auch von Laien verarbeiten. Man muss nicht auf ein Muster achten, oben und unten gibt es daher auch nicht und da Rauhfasertapeten gestrichen werden (müssen) fällt auch nicht jeder kleine Fehler sofort auf.
Am umfangreichsten sind wie immer die Vorarbeiten. Zuerst müssen alle alten Tapetenreste herunter. Daher die Lichtschalter und Steckdosenabdeckungen entfernen. Vorsichtshalber sollte man auf jeden Fall die Sicherung für das entsprechende Zimmer vorher ausschalten (Stromlos machen).
Manchmal lassen sich ganze Bahnen der alten Tapete mit einem Rutsch entfernen. Wenn das leider nicht geht, hilft es die alte Tapete mit Wasser und einem Spritzer Spülmittel einzuweichen. Hier gilt NICHT das Prinzip viel hilft viel. Im Gegenteil, wenn Sie zu sehr rumsauen müssen Sie nur um so mehr reinigen. Es reicht vollkommen, wenn die alte Tapete nass wird. Das Spülwasser, was die Wand herunterläuft, ist sowieso verloren.
Wenn die alte Tapete komplett runter ist, werden die alten Dübellöcher mit Gips verschmiert. Hierzu etwas Gips in den Gummibecher und etwas Wasser drauf schütten. Das Ganze kurz einweichen lassen und dann durchrühren. Je mehr (und eher) Sie rühren, desto schneller wird der Gips hart. Daher auch das Einweichen. Die Dübellöcher vorher etwas mit Wasser befeuchten und dann den Gips mit der Spachtel aufbringen und glatt ziehen.
Am einfachsten beginnt man mit einer geraden Wand ohne Fenster und Ecken. Die ist für die ersten Versuche und um etwas Übung zu erhalten optimal. Messen Sie die Wand aus und teilen die Breite durch 53 cm. Rauhfasertapeten sind nämlich 53 cm breit. Jetzt wissen wir, wie viele Bahnen wir benötigen. Auf dem Tapeziertisch wird nun die erste Bahn ausgerollt und auf Länge geschnitten. Geben Sie 5-10 cm dazu, kann kann nichts passieren. Die anderen Bahnen schneiden Sie auf die gleiche Länge. Hierfür ist das Tapetenmesser oder auch Schlagmesser geeignet. Einfach die Tapete an der richtigen Stelle umklappen und mit dem Messer an der Schnittkante durchschneiden (ähnlich wie beim Brieföffner).
Kleistern Sie die erste Bahn ein und klappen, sowohl oben als auch unten, die Tapete zur Mitte ein. Dann ist die Tapete nicht mehr so lang (und somit leichter händelbar) und der Kleister kann nicht trocknen, da er nicht mehr der Luft ausgesetzt ist. Legen Sie die eingekleisterte Tapete beiseite (zum einweichen) und kleistern schon einmal die nächste ein. Auch die oben und unten Umklappen!
Jetzt geht es ans Tapezieren. Die erste Bahn wird in einer Ecke passend an die Decke gehalten und mit einer Bürste glatt gestrichen. Jetzt braucht man nur noch die nächsten Bahnen der Reihe nach anbringen. Schalter und Steckdosen werden einfach drüber tapeziert und danach mit einer Schere so ausgeschnitten, dass der Rahmen die Tapete verdeckt. Achten Sie unbedingt darauf, den Strom vorher abzuschalten! Schnell ist man mit der Schere in der Steckdose, und das ist NICHT lustig.
Wenn Sie an der nächsten Zimmerecke angekommen sind, haben Sie zwei Möglichkeiten. Der Fachmann schneidet mit dem Tapetenmesser die Tapete schon auf dem Tapeziertisch so auf Maß, dass der letzte Streifen genau in die Ecke passt. Ich erlaube mir immer, um die Ecke zu kleben. D.h. ich setze die letzte Bahn einfach ganz normal an die vorletzte Bahn an, klebe bis in die Ecke und auf die neue Wand. Da kann ich dann ganz normal weiter tapezieren. Bei dieser Technik müssen Sie nur möglichst bis in die Ecke tapezieren, da man ansonsten einen Hohlraum zwischen Tapete und Ecke hat. Das ist zwar nicht schlimm, aber im Laufe der Zeit reißt die Tapete hier doch ein und dann sieht es nicht mehr schön aus. Daher unbedingt bis in die Ecke tapezieren.
Genauso kann man an den Fenstern und Türen vorgehen. Am Fenstersims kann man entweder alle Flächen vorher genau auf Maß schneiden oder man klebt um die Ecke. Kleinere Nacharbeiten kann man auch an der bereits eingekleisterten Tapete mit einer scharfen Schere vornehmen. Einfach die Tapete andrücken, die Stelle, die geschnitten werden muss markieren, die Tapete wieder abziehen, mit der Schere schneiden und dann wieder mit der Bürste anstreichen. Genauso geht man bei kompletten Bahnen unten an der Fußleiste vor. Erst die Tapete bis unten an die Wand anstreichen, kurz die richtige Länge markieren, Tapete wieder abziehen, kürzen und dann richtig befestigen.
Kleiner Tipp am Rande. Wenn Sie mit dem Kleister nicht hinkommen, rühren Sie nicht in den benutzten Eimer frischen Kleister an. Der Kleisterrest im Eimer schäumt nämlich auf und es entstehen Klumpen, wenn der frische Kleister in den Schaum gerührt wird.
Wer wagt gewinnt. Daher probieren Sie doch einfach mal aus, ob Sie nicht selber tapezieren können. Es ist einfacher als man denkt!