Gemeint sind an dieser Stelle die vielen Bildungsträger und privaten Arbeitsvermittler, die überwiegend für die Agentur für Arbeit beziehungsweise für die ARGEN tätig sind.
Dieser spezielle Wirtschaftszweig, der sich um den riesigen Bereich der Arbeitslosigkeit gebildet hat, profitiert seit einigen Jahrzehnten von öffentlichen Mitteln (unser aller Geld), die im Gießkannenprinzip von den zuständigen Stellen verschüttet werden. Es empfinde es mehr als ärgerlich, wenn meine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung und auch Teile meiner Steuerzahlungen für Blödsinn ausgegeben werden. Daran kann ich leider nicht viel ändern.
Einige Beispiele aus meiner (ehemaligen) beruflichen Praxis gefällig? Umschulungsmaßnahmen im kaufmännischen Bereich, an der überwiegend Personen Teilnehmen, die noch nicht einmal richtig lesen und schreiben können bzw. noch nicht einmal der deutschen Sprache mächtig waren. Und dann die Bergleute, denen besonders übel mitgespielt wurde. Aus den Zechen wurden Sie mit Versprechungen rausgedrängt und Ihnen unter anderem der IT-Bereich schmackhaft gemacht.
Im Endeffekt haben sie nach Beendigung der Umschulung vor den Trümmern Ihrer Existenz gestanden. Im IT-Bereich können die keine Arbeit finden (zu wenig Berufserfahrung, mangelnde Fachkenntnisse in speziellen Bereichen) und aus Ihrem alten Beruf sind sie geschickt rausgedrängt worden. Und das auch noch im großen Stil. Hinterher kosten diese „IT-Fachleute“ der Agentur noch mehr Geld, weil sie auf dem freien Arbeitsmarkt nicht zu vermitteln sind. Aber dafür haben die Zechen geschickt Ihr Personal abgebaut.
Ein besonderes Beispiel im gelsenkirchener Raum fällt mir hier spontan ein. Lange Jahre wurde der Beruf des Kochs als Mangelberuf angesehen. Entsprechend wurde jeder Arbeitslose und Berufseinsteiger in diesen Beruf gedrängt. Gute Berufsaussichten und guter Verdienst lockten viele Arbeitslose in diesen Beruf. Zu Anfang klappte das auch ganz gut. Aber wie das so im richtigen Leben ist, jeder bleibt auf der eingefahrenen Spur. Die Agenturen und Ihre Mitarbeiter haben wohlmeinend jeden einigermaßen vernünftigen Arbeitslosen in solch eine Umschulung gesteckt. Die Bildungsträger steckten Unsummen in das entsprechende Equipment und bauten ganze Gebäudeteile um. Wie ist die Lage jetzt? Sie werden es schon ahnen. Der Beruf des Kochs ist schon lange kein Mangelberuf mehr, die bereits ausgebildeten Köche sind zum großen Teil wieder arbeitslos und die Umschulungen werden (nicht nur) in diesem Bereich zurückgefahren.
Mittlerweile lagern die ARGEN und auch die Agentur einiges an Arbeit aus. Die Bildungsträger werden zur Vermittlung, Einstufung und Aktivierung von Arbeitslosen zweckentfremdet. An dieser Stelle stelle ich mal blasphemisch die Frage, warum es überhaupt noch die Agentur für Arbeit gibt. Da kann man dann ja sofort alles privatisieren, wie es ja bereits zum großen Teil mit den privaten Arbeitsvermittlern geschehen ist.
Eine Gesellschaftsschicht ist allerdings mit dem Status Quo recht zufrieden. Die Langzeitarbeitslosen, die nicht arbeiten wollen! Denn bevor man eine reguläre Arbeit aufnimmt, kann man sich ja besser die Zeit auf dem zweiten Arbeitsmarkt absitzen. Das ist wesentlich bequemer als eine richtige Arbeit und man ist auch nicht so fest gebunden. Wenn die Maßnahme beendet ist rutscht man bequem wieder in die Arbeitslosigkeit. Und offiziell kann man schön behaupten, ich mache ja was (so wie die Leute, die sich angeblich auf jede freie Stelle bewerben, jeden Monat 50 Bewerbungen schreiben und trotzdem seit über 10 Jahren arbeitslos sind).
Nicht nur viele Arbeitslose habe sich mit der Arbeitslosigkeit gut arrangiert. Auch der Wirtschaftszweig um die Arbeitslosigkeit kann damit gut leben.
Auf der Strecke bleiben diejenigen, die wirklich arbeiten wollen und auch dazu in der Lage sind. Denn deren Bewerbungen wandern bei den Firmen auf den großen Haufen der Langzeitarbeitslosen und Hartz 4-Empfängern.

Nachtrag vom 09.09.2010:
Mit diesem Artikel habe ich eine kleine Lawine losgetreten. Gerne füge ich an dieser Stelle noch einige Aspekte hinzu, auf die ich von Lesern hingewiesen wurde.
1. Ein Leser berichtete mir von einer Maßnahme mit dem Ziel IT-Netzwerktechniker, die sich auf 11 Monate belief. Von diesen 11 Monaten wurden noch 3 Monate für Praktika abgezweigt. Das man mit solch einer Ausbildung/Umschulung auf dem Arbeitsmarkt keine Chance hat, leuchtet ja wohl jedem ein. Zumal man sich als Umschüler mit wesentlich jüngeren Berufseinsteigern vergleichen muss, die für Ihre reguläre Ausbildung 3 Jahre Zeit hatten.
2. Moniert wurde auch die Auswahl der Umschüler durch die Agentur. Man sollte hier schon auf die persönlichen Neigungen und Interessen Rücksicht nehmen, aber auch die Vorbildung und das Vorwissen berücksichtigen. Zitat einer Mail, die mir zuging: „Es gibt Leute, die gerade wissen, wo der Einschalter beim PC ist und trotzdem in solche Maßnahmen geschoben werden, nur damit diese aus der Statistik verschwinden.“ In der Tat, diese Vermutung drängt sich auf.
3. Ich wurde angesprochen, weil ich den Eindruck erweckt hätte, alle ALG 2-Empfänger hätten keine Lust zu arbeiten. Sorry, wenn ich diesen Eindruck erweckt habe. Das ist natürlich nicht richtig. Leider ist der Prozentsatz aber sehr hoch.
4. Auch wurde ich auf den Missstand der Zeitarbeitsfirmen aufmerksam gemacht. Die bieten zwar (angeblich) viele freie Stellen an, zahlen allerdings mehr als schlecht. Für 7 Euro oder noch weniger die Stunde, davon kann man wirklich nicht leben. Aber das ist in der Tat ein Thema für sich.