Wenn Sie einen Mercedes Diesel fahren (davon gehe ich mal aus, sonst würden Sie ja diesen Artikel nicht lesen) ist Ihnen bestimmt schon einmal die Temperaturanzeige ins Auge gefallen. Die sollte nämlich etwas über 80 Grad anzeigen. Normal sind so um die 85 Grad Celsius, dann arbeitet der Motor bei seiner optimalen Betriebstemperatur.
Früher hatte man mit defekten Thermostaten (zumindest bei den Mercedes Dieseln) praktisch keine Probleme. Ich kann mich nicht entsinnen, früher mal einen Thermostat wechseln zu müssen. Aber leider wird ja immer mehr an der Qualität gespart. Bei unserem ML mit 270 Motor ist mir bereits nach 6 Jahren aufgefallen, dass der Kraftstoffverbrauch sukzessive um 10%, später sogar bis zu 25 % anstieg. Die Temperaturanzeige hatte ich da gar nicht so richtig im Auge. Zumal den Wagen hauptsächlich meine Frau fährt.
Wie auch immer, achten Sie bei Ihrem Diesel auf die Temperaturanzeige. Wenn die nicht mehr die normale Betriebstemperatur erreicht, ist mit fast 100% der Thermostat defekt. Das Ganze funktioniert im Grunde recht einfach. Wenn Sie den kalten Motor anlassen, schließt der Thermostat die Schlauchverbindung zum Kühler. Das führt dazu, dass der Motor schnell seine Betriebstemperatur erreicht (und somit auch die Innenraumheizung voll funktioniert). Sobald er Motor warm genug ist, öffnet der Thermostat langsam und lässt das heiße Wasser in den Kühler um den Motor zu kühlen. Wenn der Thermostat defekt ist, schließt er nicht mehr und lässt immer (auch bei kaltem Motor) das komplette Kühlwasser in den Kühler. Im Grunde klar, dann kann der Motor seine optimale Betriebstemperatur nicht mehr erreichen, braucht wesentlich länger um warm zu werden und verbraucht natürlich entsprechend mehr Kraftstoff.
Für den Wechsel des Thermostats bezahlt man bei Mercedes rund 150 Euro. Der Thermostat kostet dabei rund 50 €, im Internet bekommt man das Originalersatzteil in auch schon für 40 €. Der Einbau ist im Prinzip einfach zu bewerkstelligen. Allerdings ist das alles sehr eng gebaut und man sollte schon mit entsprechender Ruhe und Umsicht an die Sache gehen.
Nach dem Abbau der Motorverkleidungen sieht man den Thermostat direkt in der Mitte zwischen Ölfilter und Kraftstoffpumpe. Auf dem Foto ist der Thermostat von der Fahrerseite aus abgelichtet.
Da ich nicht das komplette System ablassen wollte, habe ich einfach zuerst den dicken Schlauch zum Kühler abgezogen. Schnell eine Schüssel drunter halten um die Kühlflüssigkeit aufzufangen. Die kann man später wieder einfüllen. Danach die anderen Schläuche abziehen. Da kommt nicht mehr viel raus. Das Schlimmste sind die drei Muttern, die man lösen muss. Eine passende Nuss (lassen Sie sich nicht von der Form der Muttern irritieren, eine normale Nuss passt, ich glauben ich habe eine 8 mm verwendet), eine Verlängerung und ein Gelenkstück brauchen Sie auf jeden Fall. Und geschickte Finger. Wenn Ihnen etwas runter fällt, müssen Sie auch noch unterm Fahrzeug die Motorverkleidung abbauen. Also seinen Sie vorsichtig. Wenn man die drei Muttern gelöst hat, kann man vorsichtig (nicht die Anschlüsse der Dieselleitungen abbrechen) den Thermostat abziehen. Unter dem Thermostat geht ein kurzes Rohr senkrecht nach unten. Achtung, dass es Ihnen nicht runter fällt.
Jetzt noch den neuen Thermostat aufstecken, die Schrauben wieder festziehen, die Schläuche aufstecken und die abgelassene Kühlflüssigkeit wieder auffüllen. Trotzdem fehlte bei mir noch rund ein Liter, den ich Nachschütten musste. Entlüften muss man das System hierbei nicht. Allerdings ist es hilfreich, den dicken Schlauch (zum Kühler) mehrmals kräftig mit der Hand zusammenzudrücken. Dann sehen Sie, wie die Luftblasen im Vorratsbehälter aufsteigen. Wenn keine Blasen mehr kommen, machen Sie mal die Zündung an und drücken den Schlauch nochmals. Wenn keine Blasen mehr kommen, den Motor anlassen und (sie ahnen es bereits) den Schlauch drücken. Wenn keine Blasen mehr kommen ist alles OK.
Anmerkung: Die Schrauben des Thermostat sind wirklich schlecht zu erreichen. Sie sollten also wirklich nur an diese Arbeit gehen, wenn Sie ein geduldiger und ruhiger Mensch sind. Ansonsten sind die 110 € Arbeitslohn in der Werkstatt vielleicht die bessere Alternative.
Tipp: Hilfreich ist es, wenn man die Kraftstoffleitungen vorher entfernt. Sofern Sie an Ihrem Fahrzeug die O-Ringe noch nicht getauscht haben, sollten Sie dies bei dieser Gelegenheit mit erledigen. Zuerst die Kraftstoffleitungen entfernen, dann den Thermostat erneuern und zuletzt die Kraftstoffleitungen mit den neuen O-Ringen wieder aufstecken. Eine detaillierte Anleitung zum Erneuern der O-Ringe beim 270 CDI finden Sie hier.