Ich bin ja bekennender Mercedesfan. Aber die Qualität und Verarbeitung lässt leider immer mehr nach. Andere große Automobilmarken haben es ja schon schmerzlich zu spüren bekommen, dass am falschen Ende gespart sehr teuer werden kann (Opel musste komplette Motoren austauschen, weil an Pfennigartikeln gespart wurde). Ganz abgesehen vom guten Ruf.

Ganz besonders negativ ist mir letztens der Wagen meiner Frau aufgefallen. Der wollte nämlich früh morgens beim ersten Anlassen nicht anspringen. Die Batterie hatte ich schon vor einigen Wochen gewechselt, daran konnte es also nicht liegen. Als nächstes habe ich dann mal die Glühkerzen durchgemessen. Kann ja durchaus mal passieren, dass eine den Geist aufgibt. War aber auch nicht der Fall. Schnell kam ich auf die Idee, dass eventuell der Kraftstofffilter zu sein könnte. Also mal eben (geht relativ schnell, da von oben gut zu erreichen) den Filter gewechselt. Das hat zwar auch nicht geholfen, aber ich kam auf eine gute Idee. Denn die Kraftstoffschläuche sind (zumindest bei diesem Modell) gesteckt. Und genau diese Steckverbindungen sind mit O-Ringen abgedichtet. Diese O-Ringe vielen direkt ins Auge, da sie im Querschnitt nicht mehr rund sondern flach waren. Auf gut deutsch, die sind beim 5 Jahre alten Fahrzeug ausgelutscht und verhärtet. Die drei Dichtungen (eine am Filter, zwei an der Kraftstoffpumpe) haben original bei Mercedes 2,93 € gekostet. Die Artikelnummer lautet A6019970645. Kleiner Tipp am Rande, tauschen Sie die Dichtungen selber aus, denn Mercedes ist dazu nicht in der Lage. Die tauschen sofort die kompletten dazugehörigen Kraftstoffschläuche aus. Dann sind Sie mit ca. 150 € dabei.

Ärgerlich finde ich das System an sich. Jeder normale Mensch (und früher wurde es ja immer so gemacht) würde am Filter einen Stutzen vorsehen, auf den man den Kraftstoffschlauch schieben kann. Nur noch eine Schlauchschelle drauf und das Ganze hält wahrscheinlich länger als das Fahrzeug. Aber nein, irgend ein (vermeintlich) schlauer Mensch musste ja ein neues System einführen. Zumal sich die ernsthafte Frage stellt, warum? Bei den Schlauchsystemen für die Gartenbewässerung ist solch ein Stecksystem ja sicherlich sinnvoll. Denn dann kann man ja mal eben ein neues Endstück auf den Schlauch aufstecken. Aber bei einer Kraftstoffleitung? Kein Mensch auf dieser Welt zieht den Kraftstoffschlauch regelmäßig ab. Wenn überhaupt alle paar Jahre den Kraftstofffilter. Und das wird in einer Werkstatt gemacht, wo ein Schraubenzieher sicherlich zur Hand sein sollte. Liebe Firma Mercedes, bitte demnächst das Gehirn einschalten, bevor Ihr tolle Änderungen einführt. Einfacher ist oftmals besser! Ich habe mir für in 5 Jahren vorgemerkt, im Zuge der Wartung die Dichtungen zu erneuern. Bevor ich irgendwo liegenbleibe, weil der Motor nicht anspringt.

Ganz nebenbei noch ein paar Worte zur Materialqualität. Innerhalb von nur 5 Jahren mussten folgende Teile erneuert werde:
Gasdruckfedern der Kofferraumhaube
Gasdruckfedern der Motorhaube
Trommelbremsenbeläge komplett, da sich der Belag vom Träger getrennt hatte.
Diverse „Kleinigkeiten“, die auch ganz schön ins Geld gehen
Ach ja, und natürlich die Heckklappe. Die wurde zwischenzeitlich zwei mal auf Kulanz lackiert. Da Mercedes aber immer die alte, gammelige, verrostete Nummernschildbeleuchtung angebracht hat, kann das Ganze ja auch nicht länger halten. Bei der zweiten Lackierung (weitere werden die auf Kulanz ja wohl kaum durchführen) habe ich dann auf eigene Kosten die komplette Nummernschildbeleuchtung inklusive Griffschale erneuert. Eigentlich sollte so etwas doch länger als 5 Jahre halten, oder?

Mercedes ist auch nicht mehr das, was es mal war!

Übrigens hat zwischenzeitlich der Thermostat das Zeitliche gesegnet. Wie man den selber erneuert habe ich hier (Mercedes ML 270 CDI Thermostat wechseln) beschrieben.