Die Welt ist verrückt. In Deutschland besteht ja der große Unterschied zwischen frei verkäuflichen Medikamenten und solchen, die man nur nach Vorlage eines Rezeptes vom Arzt erhält.
Ob dieses System sinnvoll ist oder nicht, darüber lässt sich sicherlich trefflich streiten. In anderen Ländern funktioniert der Medikamentenverkauf problemlos ohne Rezepte. Bestes Beispiel sind die Vereinigte Staaten. Dort kann man wirklich vom mündigen Bürger sprechen. Dort kann jeder selber entscheiden, ob er zum Arzt geht oder seine kleineren Leiden selber kuriert. Und in vielen anderen Ländern verhält es sich ebenso.

Spontan fällt mir da die aktuelle Diskussion über die leichtfertige Krankschreibepraxis deutscher Ärzte ein. In den Medien wurde ja in den letzten Tagen reichlich darüber berichtet, wie leicht man in Deutschland eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhält. Nunja, wir dürfen uns nicht über explodierende Kosten des Gesundheitssystems wundern, wenn die Menschen praktisch seit Generationen daran gewöhnt werden für jedes und alles zum Arzt zu laufen. Und wo wir gerade beim Thema sind: Den Senioren wurden ja auch letztens in der Presse ebenfalls vorgeworfen, Sie würden für jede Kleinigkeit zum Arzt gehen.

Aber zurück zum Thema. Ich persönlich leide an einem Reizmagen (Gastroösophagealer Reflux), den ein Arzt, nach etlichen erfolglosen Besuchen bei seinen inkompetenten Kollegen und mehreren Magenspiegelungen, endlich mit einem Medikament teilweise in den Griff bekommen hat. Das Medikament, dem ich endlich ein halbwegs menschenwürdiges Dasein verdanke (Reflux kann einem wirklich das Leben vermiesen) heißt Omeprazol.
Dieses Medikament ist natürlich Rezeptpflichtig. Das hieß in der Vergangenheit: Jedes Quartal zum Arzt, Praxisgebühr entrichtet, Rezept erhalten, auf zur Apotheke und fertig. JEDES Quartal!

Seit (wenn ich mich recht entsinne) 2010 gibt es das Medikament auch frei verkäuflich. Mensch habe ich mich damals gefreut. Denn jedes Quartal zum Arzt und teilweise auch noch zwischen 30 Minuten und 3 Stunden im Wartezimmer zu sitzen ist wahrlich keine Freude. Die große Enttäuschung kam dann beim Apotheker. Denn frei verkäuflich ist zwar das gleiche Medikament mit dem gleichen Wirkstoff, aber einer anderen Dosierung.
Frei verkäuflich: Omeprazol 20 mg, 14 Stück 5,99 €
Rezeptpflichtig: Omeprazol 40 mg

Aber seit Mahatma Gandhi kennen wir ja den passiven Widerstand. Also nicht lange aufgeregt, sondern einfach zwei Packungen gekauft. Jetzt nehme ich bei Bedarf eben nicht eine sondern zwei Pillen. Kommt für mich auf das Gleiche raus. Nein, nicht ganz. Die frei verkäuflichen Medikamente bestelle ich nämlich ganz bequem auf Vorrat bei der Internetapotheke. Und da ich mir die Quartalsgebühren sparen kann, spare ich im Grunde noch ein bisschen.

Seit ich privat versichert bin, spare ich sogar richtig viel. Meine Krankenversicherung hat nämlich eine Klausel, bei der ich drei Monatsbeiträge erstattet bekommen, wenn ich ein ganzes Kalenderjahr nicht beim Arzt war. Wenn ich mir vorstelle, die drei Monatsbeiträge würden mir durch die Lappen gehen, nur weil ich für ein Rezept zum Arzt muss. 🙁

Ob es sich hierbei um einen Einzelfall handelt kann ich nicht sagen. Aber bei Schmerzmitteln soll es so ähnlich sein. Ein Leser hat mich freundlicherweise per Email darauf aufmerksam gemacht, dass es bei Ibuprofen wohl so ähnlich ist. Bis zu 400 mg Wirkstoff frei verkäuflich, darüber nur auf Rezept. Lieber Gesundheitsminister, schaffen Sie diesen Blödsinn doch bitte ab. Wir sind wirklich mündige Bürger und können selber denken.