Jeder Hobbygärtner hat bestimmt schon einmal (oder auch öfter) versucht Pflanzen zu vermehren. Sei es, dass man eine schöne Pflanze hat und einem Freund oder Freundin einen Ableger zukommen lassen möchte, oder man hätte gerne selber noch ein Exemplar.

Egal ob es sich um Zimmerpflanzen (meist tropische Pflanzen) oder um Gartenpflanzen handelt. Die Vermehrung geschieht eigentlich immer gleich. Die einfachste Methode besteht darin, Samen auszusäen. Aber das ist nicht die älteste und manchmal auch nicht die effektivste Art für die Vermehrung von Pflanzen. Einige Pflanzen stellen Ihre Vermehrung durch Rhizome sicher. Der Begriff hört sich jetzt vielleicht etwas kompliziert an, die Technik ist denkbar einfach. Die Pflanze vermehrt sich unterirdisch durch das Austreiben von Wurzeln. Das bekannteste Beispiel ist da wohl der Ingwer. In jedem gut sortierten Supermarkt bekommt man frischen Ingwer. Diese Ingwerwurzel braucht man nur in die Erde zu legen und ein bisschen gießen. Schon hat man nach ein paar Tagen eine Ingwerpflanze auf der Fensterbank.

Andere Pflanzen werden einfach immer größer. Ich meine jetzt natürlich in die Breite. Solche Pflanzen kann man leicht vermehren, in dem man der befreundeten Nachbarin einfach ein Stück der Pflanze mit dem Spaten absticht. Der abgetrennte Teil braucht nur noch an geeigneter Stelle in die Erde gebracht zu werden und man hat eine neue Pflanze.

Der Vorteil dieser Vermehrungsmethoden (im Gegensatz zur Aussaat) ist die Klonung. Denn bei den angeführten Vermehrungsarten erhält man einen identischen Klon der Ausgangspflanze. Insbesondere bei Pflanzen, bei denen es z.B. auf den Ertrag ankommt, ist diese Methode sehr beliebt. Die großen Saatmittelhersteller arbeiten teilweise nach diesem Prinzip, um die Kunden (meist Landwirte) stets mit der gleichen Qualität Saatgut beliefern zu können.

Aber jetzt mal langsam zur Stecklingsvermehrung. Hier wird im Grunde künstlich ein Klon erzeugt—-und zwar ganz ohne Klonlabor;) Wie schnell dieser Klon dann allerdings Wurzeln bekommt, ist sehr unterschiedlich. Das Problem der Pflanze ist, dass sie von der Wachstumsphase zurückschalten muss in die Phase der Wurzelbildung. Das ist für einen Ast je nach Gattung unterschiedlich schwierig.

Nehmen wir als Beispiel die Ligusterhecke. Schneiden Sie einfach mal probeweise einen ca. 15 cm langen Zweig ab. Entfernen Sie die untersten Blätter und stellen sie den Zweig ins Wasser oder besser noch direkt in feuchte Erde. Bereits nach ein paar Wochen bilden sich Wurzeln und sie haben eine neue Pflanze. Auf dieser Art und Weise habe ich letztens von meinem Buchsbaum 20 Stecklinge gezogen. Es gibt sehr viele Pflanzen, die sich vollkommen problemlos auf diese Art und Weise vermehren lassen. Efeuzweige können Sie einfach in die Erde stecken. Bei reichlichem Gießen wird mit Sicherheit mehr als die Hälfte der Stecklinge angehen. Wenn sie die richtige Jahreszeit gewählt haben und die Stecklinge regelmäßig feucht halten, vielleicht sogar alle. Für diesen Artikel habe ich probeweise mal einen Steckling von einem Feigenbaum gezogen. Das ist jetzt ca. 3 Wochen her und der Steckling sieht auf den ersten Blick recht übel aus (weil keine Blätter).

Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man schon die ersten Knospen.

Aber nicht alle Pflanzen sind da so leicht zu vermehren. Jetzt gerade vermehre ich einen Feigenbaum. Die ersten beiden Äste habe ich direkt in die feuchte Erde gesteckt. Das wurde leider nichts, da Feigen sehr schnell die Blätter abwerfen. Als nächstes habe ich einen Ast direkt in Wasser gestellt. Auch das wurde nichts, da der Ast vollkommen ausblutete. Nach einem Tag konnte ich alles komplett auf dem Kompost entsorgen. Also zum dritten (und erfolgreichen) Versuch. Einen Ast von der Feige abgeschnitten, eine Stunde trocknen lassen und dann ins Wasser. Schon nach ein paar Tagen haben sich Wurzelansätze gebildet. Sie sehen, man muss je nach Pflanze auch mal ein bisschen experimentieren bis man den gewünschten Erfolg erzielt.

Für ganz schwierige Fälle gibt es noch Bewurzelungspulver. Hierbei handelt es sich um ein Hormon, welches den Ast dazu anregt, statt zu wachsen Wurzeln zu bilden. Der Steckling wird abgeschnitten, befeuchtet, mit dem Hormon bestäubt und dann in feuchte Erde gesteckt. Mit diesen Pulver habe ich auch schon gute Erfahrungen gemacht, allerdings lohnt sich die Anschaffung nur für wirkliche Pflanzenfans oder wenn man unbedingt von schwer wurzelnden Pflanzen eine Vielzahl von Ablegern benötigt. Ansonsten kann man sich die Pflanze lieber im Sonderangebot kaufen.

Ein besonderes Thema ist seit jeher der beliebte Gummibaum. Ich meine jetzt nicht die Fikus Benjamini (Birkenfeige), die praktisch schon anfangen Wurzeln zu bilden, wenn man sie nur ins Wasser stellt. Nein, ich meine den richtigen Gummibaum (Ficus elastica). In diversen Foren wird die Meinung vertreten, man könne den Ficus elastica per Steckling vermehren. Dem kann ich nur vehement widersprechen. Gummibäume sind etwas empfindlich und schmeißen oftmals schon die Blätter ab, wenn nur der Standort verändert wird. Bei einem Steckling sind die Blätter schneller ab als man gucken kann.
Die beste (und sicherste) Methode ist das Abmoosen. Kurz über der Stelle, an der man den Ast abschneiden möchte, bringt man etwas Moos, sterile Erde oder sonstiges Substrat an den Ast, umwickelt es mit Leinenstreifen und hält es mit einem Blumensprüher schön feucht. Sobald die Wurzeln aus dem Substrat bzw. dem Leinenstreifen hervorwachsen, kann man den Ast abschneiden und den neuen Gummibaum in einen passenden Topf setzen. Sicher und problemlos für Pflanze und Ableger.

Als letztes möchte ich an dieser Stelle noch auf das beliebte Zyperngras hinweisen. Die Vermehrung von Zyperngras funktioniert nämlich auf eine besonders spektakuläre Weise. Man schneidet einfach einen oder mehrere Stengel ab. Und dann stellt man diese Stengel mit den Blättern nach unten ins Wasser. Die Blätter sterben zwar ab, dafür bilden sich aber neue Wurzeln. Auf dem Foto sieht man sowohl die abgeschnittenen Stengel (rechts im Bild mit den braunen Spitzen) als auch die neuen Triebe mit den frischen Blättern.

Sie sehen schon, die Natur findet immer Ihren Weg zur Arterhaltung.